Alexander Ruhe: Gründerzeitliche Baustellen-Tragödien in Frankfurt. Januar 2010

Ein Artikel aus der Reihe: Frankfurter Zeitungs-Archäologie

 

Alle folgenden Artikel stammen aus Frankfurter Lokalzeitungen. Ich habe die Rechtschreibung weitgehend der heute üblichen angepasst, am Wortlaut und auch der ,zum Teil ungewöhnlichen, Zeichensetzung aber nichts verändert. Zeittypische Schreibweisen habe ich im Original belassen (so gibt es z.B. mindestens vier verschiedene Weisen "Heilig Geist Hospital" zu schreiben). 

 

Donnerstag, 19. Juni 1890

„Gestern Nachmittag kurz nach 3 Uhr stürzte an dem im Bau begriffenen Hause Ecke Liebig- und Wöhlerstraße (Wöhlerstraße 2) das Dachgesimse herab und zertrümmerte nicht alleine das Gerüst, sondern traf auch einen dort beschäftigten Bildhauer so unglücklich, dass er alsbald seinen Geist aufgab. Zur Abräumung wurde die Feuerwehr requiriert.“

Der Steinmetz Herbert aus Schwanheim war von einer drei Meter herabstürzenden Gesimsplatte auf dem Gerüst stehend getroffen worden, die zwei seiner Kollegen gerade an der Straßenfront zur Liebigstraße setzen wollten und die ihnen aus der Hand glitt. Herberts Schädel und Brust waren zerquetscht worden und der Leichnam blieb auf dem Gerüst liegen. Um die Leiche zu bergen war die Feuerwehr gerufen worden, aber zuvor stürzte das Gerüst ein.

Sonntag 27. Juli 1890

„Gestern nachmittags stürzte in einem vierstöckigen Wohnhaus Neubau an der Scheidswaldstraße 23 ein mit dem Anschlagen der Fenster beschäftigter Schreinergehülfe mit Namen Grätz von einer in dem noch unvollendeten Treppenhause befestigten, senkrecht stehenden Leiter aus der Höhe des dritten Stockwerkes herab und schlug mit furchtbarer Gewalt auf der Vorplatztreppe auf. Die Kinnlade war gebrochen und die Zähne lagen im Hals, auch andere Verletzungen hat er sich durch den Sturz zugezogen, besinnungslos wurde er vom Platz ins Hospital verbracht. Trotzdem seine Kollegen nach allen Richtungen nach einem Arzt suchten, war keiner aufzutreiben und so konnte dem Schwerverletzten am Platze keine Hilfe geleistet werden. Der Verunglückte ist verheiratet, steht im Alter von 38 Jahren und wohnt in der Herbartstraße.“

Am Tag darauf: „Der Schreinergehülfe Adam Grätz ist auf dem Weg ins Heiliggeist-Hospital mit Tod abgegangen. Er hat vier Kinder (das älteste 16  Jahre) und eine getrennt lebende Frau.“

Mittwoch 03.September 1890

„Der Dachdecker Wilhelm Cammus, Schlachthausgasse wohnhaft, stieg am Montag nachmittags im Neubau der Henninger’schen Brauerei von einem Dache auf das daneben befindliche Mauergesims, um durch ein Dachfenster auf den Boden zu gelangen. Hierbei trat Cammus auf die Kante der vorstehenden Steine, diese brachen aus und der Mann stürzte acht Meter tief auf das darunter befindliche Hallendach, schlug dasselbe durch und fiel nochmals drei Meter tief in einen dort aufgestellten eisernen Wasserbehälter. Der Verunglückte musste wegen schwerer Kopfverletzungen in das Heilig Geist Hospital verbracht werden, wo er noch bewusstlos liegt. An seinem Aufkommen wird gezweifelt.“

Dienstag, 30.September 1890

„Auf der Brauerei vormals Henninger und Söhne am Hainerweg, woselbst soeben im Süd- [!] Hause durch eine Zementfabrik  in Offenbach ein neues Treppenhaus erbaut wird, verunglückte vorgestern morgens zwischen 7 und 8 Uhr ein bei Limburg gebürtiger, unverheirateter, 41 Jahre alter Tagelöhner mit Namen Jakob Bender dadurch, dass er, mit der Abschalung des Betongewölbes beschäftigt, auf dem Gerüst stehend einen Fehltritt tat und kopfüber 12 Meter tief hinabstürzte. Der Bedauernswerte schlug sich dabei den Hirnschädel ein und brach auch noch einen Arm und ein Bein. Gleichwohl wurde er noch lebend vom Platze getragen, auf dem Transport ins Heilig-Geist-Hospital ist er jedoch unterwegs verstorben.“

Dienstag, 07.April 1891

„Auf dem Baltzer’schen Neubau, Ecke der Bornheimer Landstraße und Heidestraße, stürzte gestern nachmittags ein zwischen dem ersten und zweiten Stock gelegener Gurtenstein im ungefähren Gewicht von vier Zentnern herab und traf den unten an der Aufzug-Maschine beschäftigten 18 Jahre alten Tagelöhner Strohdecker so unglücklich, dass dem jungen Menschen, Sohn einer Musikantenweg 69 wohnhaften Witwe, beide Beine zerschmettert wurden. Man verbrachte den Schwerverletzten in besinnungslosem Zustande in ein Hospital, doch hatte der Bedauernswerte bereits auf dem Weg dahin den Geist aufgegeben. Der schwere Stein, welcher noch nicht genügend vermauert war, war durch ein über denselben gelegten Balken, an welchem ein Gerüst befestigt werden sollte, in Bewegung gesetzt worden und umgekippt.“

Nachtrag: Am 22. Juni standen zwei Maurer aus Windecken, 21 und 27 Jahre alt wegen Tatschlages an Strohdecker vor der Frankfurter Strafkammer. Der Gurtenstein war 60 cm breit gewesen und hatte mit 34 cm auf der Mauer gelegen und mit 26 cm übergehangen. er war gesichert mit einem Hebel und dieser mit Mauerklammern an der Mauer befestigt. Weil sie der Hebel bei der Arbeit störte, habe die beiden den Hebel entfernt. Die beiden wurden freigesprochen, da man ihnen kein direktes Verschulden nachweisen konnte.

Freitag, 17.April 1891

„An dem Neubau des Herrn Jungels am Oberweg waren gestern Nachmittag eine Anzahl Maurer mit Versetzten schwerer Steine beschäftigt. Die zwei Maurer Adam Theis und Roß aus Eichen bei Hanau standen unter dem zwischen dem zweiten und dritten Stock angebrachten Walzgerüste auf einer Bohle, auf welcher sie auch mehrere schwere Sandsteine niedergelegt hatten. In der Folge der dadurch herbeigeführten Überladung brach die Bohle plötzlich in der Mitte entzwei und beide Maurer stürzten kopfüber herab. Der eine, Theis, fiel auf das gepflasterte Trottoir und zog sich einen Schädelbruch, einen Kieferbruch und einen Beinbruch zu und wurde in besinnungslosen Zustand vom Platze getragen. Der andere, Roß, fiel in den Vorgarten nachdem er im Sturze auf einem Querbalken aufgeschlagen war und erlitt Verletzungen namentlich im Gesicht. Beide Verunglückten sind verheiratet. Theis, Vater von vier Kindern, ist noch gestern Nachmittag gestorben während Roß im Bürgerhospital Verbände angelegt wurden wonach er nach seinem Heimatort abfuhr. Drei Leute, welche unten standen, ein Parlier und zwei andere Männer retteten sich vor schwerer Beschädigung durch einen raschen Sprung auf die Seite. Durch den Absturz des Materials, namentlich der schweren Steine, wurde eine bereits eingesetzte schwere Balkonplatte schwer beschädigt. Ebenso eine Anzahl zugerichteter Steine, welche vor der Façade aufgestellt waren. Die Polizei erschien alsbald auf der Unfallstätte und nahm die in Stücke gegangene Bohle in Verwahrung.“

Freitag, 24.April 1891

„Auf einem Neubau an der Ecke der Herderstraße und des Musikantenwegs fiel vorgestern einem jungen, aus der Nähe von Cassel gebürtigen Maurer namens Scherb, aus einer ansehnlichen Höhe ein  Russenstein auf den Kopf und schlug dem Arbeiter ein großes Loch hinein. Der Verletzte musste die Arbeit niederlegen und wurde in sein Logis in der Heiligkreuzgasse verbracht.“

Donnerstag, 28.Mai 1891

„Im Neubau der Frankfurter Bank an der Neuen Mainzerstraße stürzte gestern Vormittag in zweiten Stock der Installationsgehilfe Helfmann aus Langen, als er in einem Klosett die Zugkette befestigen wollte, durch Rutschen der Leiter herab und erlitt dabei einen Bruch des rechten Oberschenkels und eine Muskelzerrung. Der schwerverletzte, im 34. Lebensjahre stehende Arbeiter wurde in das Bürgerhospital verbracht.“

Mittwoch, 03.Juni 1891

„Ein zweispänniger mit Ziegelsteinen beladener Wagen wollte gestern Vormittag vor einem Neubau an der Ecke der Humboldstraße und Schwarzburgstraße vorfahren. Dabei überschritten die Pferde eine tiefe Grube mit gelöschtem Kalk, welche mit Grund überdeckt war. Beide Pferde stürzten in die Grube und es kostete mehrstündige Arbeit, bis die Tiere wieder heraus geholt waren.“

Mittwoch, 17.Juni 1891

„An einem Neubau Eppsteinerstraße 27 stürzte gestern Vormittag beim Aufschlagen des Baugerüstes der 19 Jahre alte Zimmermann Pauli aus Heldenbergen vom ersten Stock herab und zog sich dabei solche Verletzungen zu, dass er in das Bürgerhospital verbracht werden musste.“

Einen Tag später:

„Der vorgestern Vormittag an dem Neubau an der Eppsteinerstraße 27 verunglückte Zimmerbursche Georg Pauly von Heldenbergen, ist gestern früh im Bürgerhospital an den Folgen von inneren Verletzungen mit Tod abgegangen.“

Mittwoch, 17.Juni 1891

„In der Lenaustraße fiel vorgestern Nachmittag von einem Neubau dem unten stehenden 41 Jahre alten Maurer Blum aus Veitsteinbach ein Russenstein auf den Kopf. Der Mann stürzte bewusstlos zusammen und wurde in ein Hospital verbracht.“

Mittwoch, 17.Juni 1891

In einem Neubau an der Ecke der neuen Zeil und Porzellanhofstraße stürzte vorgestern der verheiratete Maurer Breiter aus Vilbel, Vater von drei Kindern, von einem Gerüst herab in den Keller und zog sich dadurch eine Verletzung im Gesicht sowie innere Beschädigungen zu. Er wurde in das heilig Geisthospital verbracht.“

Mittwoch, 01.Juli 1891

„In der Eckenheimer  Landstraße kam es gestern Nachmittag auf einem Bauplatze zwischen Maurern und Fuhrknechten zu einer bedeutenden Schlägerei, so dass  die Polizei per Telephon requiriert werden musste. Der in der Bergerstraße 263 wohnhafte verheiratete Fuhrknecht Wittel wurde dabei schwer am Kopfe und im Rücken verletzt. Nachdem ihm in der Nähe des Kampfplatzes Verbände bei einem Chirurgen angelegt worden waren, wurde er in seine Wohnung verbracht.“

Mittwoch, 01.Juli 1891

„Der 19 Jahre alte, in Egelsbach beheimatete Tagelöhner Heinrich Werkmann, wurde vorgestern Nachmittag, als er in der Unterlindau an dem Thoma’schen Neubau im ersten Stock am Aufzug beschäftigt war, durch zerreißen des Seils durch einen herabfallenden, schweren Stein am Kopfe und rechtem  Beine getroffen und erlitt an letzterem einen Bruch des Oberschenkels. Man verbrachte den Verunglückten in das heilig Geisthospital.“

Sonntag, 05. Juli 1891

„Der an dem Dondorf’schen Fabrik-Neubau an der Bockenheimer Landstraße beschäftigte 28 Jahre alte, unverheiratete Maurer Adam Seibel aus Niederneisen bei Limburg, hatte gestern früh nach sechs Uhr kaum die Arbeit angetreten, als er beim Legen eiserner Tragbalken im ersten Stocke in Folge eines Fehltrittes in den Keller fiel. Im Sturze schlug Seibel mit dem Kopfe und der Brust zweimal auf einen Träger und auf eine Holzdiele auf, welche letztere durch die Wucht des Falles in der Mitte durchbrach. Dabei zog sich der Mann schwere Verletzungen  am Kopf und an der Brust zu. Er wurde in das Bürgerhospital verbracht, woselbst er bis zum Nachmittag noch nicht wieder zum Bewusstsein gekommen ist.“

Donnerstag, 09. Juli 1891

„Wie dem gestrigen Polizeibericht zu entnehmen ist, verunglückte am Dienstag mittags der Grundarbeiter Simon Heil am Hauptbahnhof dadurch, dass ihm, während er sich in gebückter Stellung in einem Graben befand, ein 30 bis 40 Pfund schwerer Stein in den Rücken fiel. Der Mann wurde wegen schwerer Kontusion des Rückgrates mittels Droschke nach dem städtischen Krankenhause verbracht.“

Freitag, 31.Juli 1891

„Gestern Nachmittag stürzte von einem Neubau au der Neuen Zeil der 24 Jahre alte Maurer Jakob Henninger aus Altenhain vom Gerüste aus einer Höhe von 20 Meter in den Hof herab. Er erlitt dabei einen Bruch das rechten Armes und eine schwere Verletzung am Rückgrat. Mittels Krankenwagen wurde er nach dem heilig Geisthospital verbracht.“

Freitag, 31.Juli 1891

„Der gestrige Polizeibericht teilt u.a. Folgendes mit: Der Tagelöhner Bastian Ritter aus Dieburg, Kreis Langen, glitt im ersten Stock des Neubaues Kettenhofweg 59 aus und stürzte 8 Meter tief in den Keller. Er erlitt einen Schädelbruch, sowie eine Verletzung des linken Armes und rechten Auges und wurde sofort nach den heilig Geisthospital verbracht.“

Mittwoch, 12.August 1891

„In dem Rohbau an der Bockenheimer Landstraße 95 stürzte vorgestern Abend, nach Schluss der Arbeit, der 50 Jahre alte, verheiratete, aus Erlenbach bei Hammelburg gebürtige, in der Borngasse wohnhafte Zementarbeiter Johann Dittmer durch die Öffnung des Kohlenaufzuges vom ersten Stock in den Keller auf einen Haufen Backsteine und zog sich dabei derartige Verletzungen am Kopfe und innere Verletzungen zu, dass für einige Zeit Besinnungslosigkeit eintrat. Man verbrachte den Verunglückten vermittels Tragekorbs in das Bürgerhospital.“

Sonntag, 16.August 1891

„In der elektrischen Ausstellung stürzte gestern Vormittag kurz vor Mittag der Zimmergeselle Friedrich Holler aus Homburg v.d.H. bei einer Ergänzungsarbeit an den Glühlämpchen auf der Kuppel der großen Maschinenhalle herab auf die Galerie. Er wurde von einem Mitglied der freiwilligen Rettungsgesellschaft und einem Feuerwehrmann herunter geholt und auf die Rettungsstation verbracht; der Arzt konnte jedoch nur den bereits eingetretenen Tod feststellen. Der Verunglückte, ein noch junger Mann, war verheiratet und Vater von drei Kindern.“

Sonntag, 16.August 1891

„Auf dem alten Markt ging gestern Vormittag der vor ein Milchführwerk gespannte Esel, dem es  langweilig war, auf die Rückkehr seines Eigentümers zu warten, durch und riß dabei die Stange eines Weißbindergerüstes um. Ein Weißbindergehilfe, der auf dem Gerüst arbeitete, konnte sich nur durch Anklammern an eine Stange vor dem Absturz retten.“

Donnerstag, 10.September 1891

„In dem Neubau Wiesenau 40 fiel gestern Vormittag ein schwerer Fenstersturzstein aus der Höhe des zweiten Stockwerks herab und traf den unten stehenden, ledigen, bei seiner Mutter, einer Gemüsehändlerin wohnhaften Maurer Fendt derart, dass derselbe bewusstlos zusammenbrach und ins Bürgerhospital verbracht werden musste. Äußere Verletzungen wurden bei Fendt nicht bemerkt, wahrscheinlich hat er jedoch innere Beschädigungen davongetragen.“

Samstag, 19.September 1891

„Auf einem Hintergebäude an der Ecke des Untermainkais und der Windmühlstraße, stürzte am Dienstag vormittags der Maurer Phillipp Weber, 47 Jahre alt, aus Obererlenbach, als er mit dem Verputz einer Mauer beschäftigt war, von dem Weißbindergerüste in der Höhe von 5 Metern herab in den Garten. Er zog sich dabei kaum nennenswerte äußere Verletzungen zu, behielt seine Besinnung und beantwortete alle Fragen, die man an ihn richtete. Nach und nach wurde dem Manne jedoch übel; man ließ ihn in das hl. Geisthospital befördern, woselbst er noch am selben Tage, mittags 2 Uhr in Folge innerer Verletzungen seinen Geist aufgab. Der Verunglückte hinterlässt Frau und 6 Kinder.“

Sonntag, 20.September 1891

Strafkammersitzung vom 19.September. „Ein hiesiger Zimmermann war am 21.März d.J. von der Strafkammer wegen fahrlässiger Körperverletzung mit 20 Mark bestraft worden.“ Er hatte Revision eingelegt, da sein Anwalt damals ‚aus Versehen’ nicht anwesend gewesen war. „Es handelt sich um einen Anfang November v.J. bei einem Neubau in der Lersnerstraße hier passierten Unfall. Der Angeklagte war mit 5 Arbeitern beschäftigt, 2 Balken an dem Bau hinaufzuziehen. Ihm war die Leitung der Arbeit übertragen worden, obwohl er nicht als eigentlicher Parlier fungierte. Während 2 Arbeiter auf dem Gerüste standen, war der Angeklagte mit drei anderen unten tätig in dem sie mittels Flaschenzuges die zirka 4 Meter langen Balken hinaufzogen. Angeklagter hielt das Leitseil, verließ seinen Posten aber, als die Balken die Höhe des ersten Stockes erreicht hatten und half den anderen ziehen. Gleich darauf machten die Balken in Folge Drehung des an der unteren Rolle des Flaschenzuges mit emporfolgenden Hakens eine Schwenkung und stieß gegen eine lose liegende Bohle des Gerüstes, auf welcher die beiden Arbeiter standen, die in Folge dessen herabstürzten. Einer von ihnen erhielt schwere Verletzungen und musste 20 Wochen im Spital zubringen. Der Andere wurde nur leicht verletzt.“ Freispruch, da dieses Verfahren das allgemein übliche sei.

Sonntag, 18.Oktober 1891

„Der 16 Jahre alte Maurerlehrling Möller stürzte gestern Nachmittag aus dem ersten Stock des Neubaues Reuterweg 32 in Folge eines Fehltritts herunter und zog sich außer einer Kontusion an der Stirne schwere innere Verletzungen zu. Er wurde nach dem Bürgerhospital verbracht.“

Samstag, 14.November 1891

„ in einem Neubau an der Karlstasse stürzte gestern Vormittag der 18 Jahre alte Maurerlehrling Anton Ochs aus Vilbel, als er auf dem Gebälke des vierten Stockwerkes ein Brett abschneiden wollte, infolge eines Fehltrittes herab bis in den ersten Stock und erlitt dabei eine starke Verletzung des Hinterkopfes sowie eine Rückenmarkserschütterung. Er wurde besinnungslos aufgehoben und nach dem Bürgerhospital verbracht. Bis zum Nachmittag war bei dem lebensgefährlich verletzten jungen Menschen das Bewusstsein noch nicht zurückgekehrt.“

Freitag, 18.Dezember 1891

„Der Tagelöhner Wilhelm Buxmeier aus Dreieichenhain stürzte am 15. ds. Mts. Auf dem Neubau Peterweilerstraße 14 aus dem ersten Stock in den Keller und erlitt eine Kopfwunde und einen Gelenkbruch am rechten Arm.“

Sonntag, 20.Dezember 1891

„In dem neuen Anbau der Stadtbibliothek stürzte gestern der 19 Jahre alte Maurer Philipp Schaffner aus Mörfelden vom Parterrestock in den Keller und erlitt dadurch einen doppelten Schenkelbruch, sowie Verletzungen an den Händen und am Kopf. Der Verunglückte wurde mittelst Tragekorbes in das hl. Geist-Hospital verbracht,

Donnerstag, 07. Januar 1892

Auf dem Platze der elektrotechnischen Ausstellung wurde gestern kurz vor Mittag ein bei dem Abbruch eines Schornsteins an einer Windebeschäftigter, verheirateter Arbeiter dadurch erheblich verletzt, , dass ein Teil des Schornsteins nach der entgegengesetzten Richtung umfiel. Der betreffende Arbeiter, der nicht, wie die anderen dabei beschäftigten Leute, zurückgewichen war, wurde im Gesichte und am Leibe getroffen. Nachdem ihm auf der Hilfsstation Verbände angelegt worden (), wurde er in das hl.Geisthospital verbracht.“ Zwei Tage später untersagt das Polizeipräsidium das Abreisen der Schornsteine auf dem Ausstellungsgelände, sie müssen jetzt vorsichtig abgebrochen werden.

Donnerstag, 28. Januar 1892

„Die freiwillige Rettungsgesellschaft hat gestern die Räume im alten Main-Neckar-Bahnhof bezogen, um bei etwaigen Unfällen, die sich während der bevorstehenden 45 Neubauten auf dem freien Terrain vor dem Hauptbahnhof zutragen sollten, sofort zur Stelle zu sein.“

Mittwoch, 30.März 1892

„Am Montag nachmittags löste sich im Hauptbahnhofe {vier Jahre nach seinem Bau d.A.], in der Nähe des Postschalters, ein ca. 4 Kilo schwerer Stein aus der Verzierung des Bogens südlich der mittleren Uhr ab und fiel 2-3 Schritte vor einer Frau auf den Querperron.“ (Perron = Bahnsteig)

Samstag, 02.April 1892

„Bei dem Abbruch der von der Stadt angekauften Häuser Fahrgasse 35 und 37 verunglückte gestern früh zwei Arbeiter dadurch, dass, während sie in dem bis zum ersten Stock niedergelegten Hause ebener Erde beschäftigt waren, ein Stock der Decke durchbrach. Der eine Arbeiter erlitt nur leichte Verletzungen, während der andere, der 16 Jahre alte Georg Diehl aus Langen starke Quetschungen und auch innere Verletzungen davon trug. Der Letztere wurde mittelst Wagens in das hl.Geist-Hospital verbracht.“

Samstag, 09.April 1892

„Am Mittwoch Nachmittag war dem Taglöhner Phillipp Jöckel am Neubau Niddastraße 45 damit beschäftigt, Geld von den Arbeitern für Esswaren einzusammeln. Er trat hierbei im ersten Stock fehl, stürzte in das Parterre hinunter und erlitt eine Quetschung des Rückens.“

Montag, 09. Mai 1892

„Dem Tapezierer Röhr fiel am Sonntag beim Passieren der Kettenstraße [Neue Rothofstraße] ein Ziegelstein,  der sich im Hause Nr. 9 gelöst hatte, auf den Kopf welcher den Hut durchschlug und eine klaffende Wunde verursachte.“

Samstag, 25. Juni 1892

„Auf den Steinmetzplatz der Herren Gebrüder Holzmann in der Obermainstraße waren gestern früh mehrere Arbeiter mit dem Wenden eines ca. 8 Zentner schweren Steins beschäftigt. Plötzlich geriet der Stein aus dem Gleichgewicht und fiel um. Fünf Arbeiter sprangen auf die Seite und retteten sich dadurch vor einem schweren Unfall. Der Steinmetz Balthasar Haun jedoch stürzte hin, der Steinkoloss fiel auf ihn und drückte ihm die Brust ein, so dass er alsbald verstarb. Der Verunglückte war 34 Jahre alt, verheiratet und in Ober-Bessenbach bei Aschaffenburg beheimatet. Er hinterlässt 5 Kinder.“

Samstag, 02.Juli 1892

„Der 37 Jahre alte Weißbindermeister Simon in Bornheim war gestern vormittags damit beschäftigt, in Gemeinschaft mit seinem Sohne von dem Hause Heidestraße 60, welches einen Neuanstrich erhalten hatte, das Gerüst abzubrechen. Der Vater stand in der Höhe es zweiten Stockes, der Sohn im ersten Stock, als plötzlich ein Hauptseil, mit welchem das Gerüst am Hause befestigt war, entzweiriss und das ganze Gerüst zusammenbrach. Simon Vater hielt sich am Gesimsstein eines blinden Fensters fest und schwebte so in der Luft; er musste aber, da ihm in der kurzen Zeit weder eine Stange, noch eine Leiter gereicht werden konnte, den Sprung rücklings vom zweiten Stock auf die Straße wagen. Der Mann hat sich dabei keine äußeren Beschädigungen zugezogen, ob innerliche, konnte noch nicht mit Bestimmtheit festgestellt werden. Er liegt krank zu Bette. Der Sohn hatte sich auf den Zuruf seines Vaters auf eine Mauergurte geflüchtet, von welcher aus ihm möglich war, sich an einem Fensterstein so lange mit den Händen festzuklammern, bis eine Leiter herbeigeholt war.“

Samstag, 16.Juli 1892

„Der 16 Jahre alte Tagelöhner Junge aus Egelsbach der gestern Nachmittag an einem Neubau in der Gutleutstraße mit dem Aufziehen von Mörtel beschäftigt war, verunglückte dadurch, dass ihm ein Brett von einem höher gelegenen Stockwerke ins Gesicht fiel und ihm das Nasenbein zerschmetterte. Nach Anlegen eines Verbandes seitens der freiwilligen Rettungsgesellschaft fuhr der Verletzte nach Hause.“

Mittwoch, 20.Juli 1892

„In einem Neubau am Rossmarkt stürzte gestern Vormittag der in der Steingasse wohnhafte 28 Jahre alte Spengler Friedrich Fendel aus Weckersheim aus dem dritten Stock in das Erdgeschoss. Er zog sich dabei solch’ schwere äußere und innere Verletzungen zu, dass er mittels Droschke in das heilig Geisthospital verbracht werden musste.“

Mittwoch, 20.Juli 1892

„In einem Neubau in der Niddastraße stürzte gestern Vormittag der Maurer Johann Reinhardt aus Großzimmern aus dem ersten Stock in den Keller. Er brach dabei den rechten Oberarm und trug außerdem mehrere Kopfwunden davon. Nachdem ihm von einem Heilgehilfen der freiwilligen Rettungsgesellschaft ein Notverband angelegt worden war, beförderte man ihn in seine Heimat.“

Freitag, 29.Juli 1892

„Der etwa 22 Jahre alte Gehilfe eines Installateurs in Bockenheim fiel gestern bei Reparaturarbeiten an dem Gasrohre eines Friseurladens der Eschersheimer Landstraße mit der Leiter, welche auf den glatten Fußboden abrutschte, durch die große Erkerscheibe, zerschlug diese in Stücke und verletzte sich an Kopf, Armen, Brust und Beinen derart, dass er einem Hospital überwiesen wurde.“

Samstag, 30.Juli 1892

„Der in den Vereinigten Brauereien Darmstädter Landstraße 210 mit Reparatur eines Bretterschachtes beschäftigte Zimmergeselle Valentin Pullmann aus Groß-Zimmern fiel am Mittwoch nachmittags in Folge Ausrutschens der Leiter 1½ Stockwerke tief in den Schacht hinab. Er erlitt dabei einen Rippenbruch, sowie innere Verletzungen und musste in die Dr. Bockenheimer’sche Klinik verbracht werden.“

Dienstag, 02.August 1892

„Am Sonntag nachmittags fiel von einem Neubau an der Bahnstraße {heute Düsseldorfer Str.} dem dort beschäftigten Maurer Heinrich Schuster ein Stein auf den rechten Oberarm, welcher dadurch zerschmettert wurde. Der Verunglückte wurde zunächst nach der Sanitätswache auf dem alten Main-Weser-Bahnhof verbracht, wo man ihm einen Notverband anlegte, und dann in seine Heimat beförderte.“

Mittwoch, 03.August 1892

„Aus dem dritten Stock eines Neubaus in der Mainzer Landstraße fiel gestern Nachmittag ein schwerer Balken dem unten stehenden, 18 Jahre alten Zimmerlehrling H. Heinrich aus Niederwöllstadt auf den Kopf. Der Verunglückte, welcher dadurch einen Schädelbruch erlitt, wurde in das städtische Krankenhaus gefahren.“

Donnerstag, 11.August 1892

„Der in der Karbengasse 2 wohnhafte, verheiratete Dachdecker Cröter, Vater von zwei Kindern, stürzte gestern Nachmittag vom dritten Stockwerke des Neubaues Schwarzburgstraße 68 in dessen Innen sich nur durchquerende eiserne Träger befinden, bis ins Erdgeschoss. Er trug schwere innere und äußere Verletzungen davon und wurde in das hl. Geisthospital verbracht.“

Dienstag, 16.August 1892

„Von einem Neubau in der Cronbergerstraße fiel am Samstag abends einem in der Elisabethenstraße wohnenden Dachdecker ein Russenstein auf den Kopf. Der Mann brach bewusstlos zusammen, wurde zunächst auf die Sanitätswache im alten Main-Neckar Bahnhof und dann in das städtische Krankenhaus verbracht.“

Samstag, 20.August 1892

„Beim Neubau des Café Neuf [Biebergasse 8] kam gestern Mittag ein Haufen Backsteine ins Rutschen und überschüttete den Unterkörper des 32 Jahre alten, verheirateten Maurers Gustav Ludwig aus aus Beuerbach. Der p. Ludwig erlitt dadurch Quetschungen des Unterleibs, einen Bruch des linken Unterschenkels und Abschürfungen an der linken Hand.. Der Verletzte wurde ins Bürgerhospital überwiesen.“

Mittwoch, 24.August 1892

„Gestern Nachmittag verunglückte auf dem Garküchenplatz der mit Einführung der Wasserleitung in die Wirtschaft „zum Roseneck“ beschäftigte, in der Weißadlergasse wohnhafte Spenglermeister L. Hauck dadurch, dass er beim Hinabspringen in die Grube mit dem Unterleib auf die Spitze der Schlüsselstange fiel, die tief in den Leib eindrang. Der Schwerverletzte wurde dann mittels Droschke in seine Wohnung und dann, auf Anordnung des Arztes in das hl. Geist Hospital befördert.“

Samstag, 27.August 1892

„Der Fuhrknecht Malkomes von Bockenheim rutschte gestern Vormittag an einem Neubau der Niddastraße beim Abladen von Erde vom Erdgeschoss aus in den Keller und zog sich dabei eine Rückenmarkserschütterung sowie eine Verletzung am Kopfe zu.“

Sonntag, 28.August 1892

„In einem Neubau an der Niddastraße fiel gestern Nachmittag dem Maurerlehrling Kraft eine eiserne Klammer auf den Kopf. Der Getroffene brach zusammen und trug eine Schädelverletzung davon. Nach einem Notverband seitens der Sanitätswache der freiwilligen Rettungsgesellschaft wurde der Verletzte nach seiner Heimat befördert.“

Dienstag, 30.August 1892

„An einem Neubau in der Obermainstraße fiel gestern gegen Mittag dem 16 Jahre alte Maurerlehrling Johann Eberhardt von Neuenhain vom dritten Stockwerk ein Russenstein auf den Kopf. Der getroffene Junge stürzte besinnungslos zusammen und wurde in diesem Zustand in das hl. Geisthospital verbracht.“

Dienstag; 06.September 1892

„An dem vierstöckigen Neubau an der Mainzer Landstraße 177, auf welchem die Zimmerleute eben den Hebebaum auf dem Dache aufgesteckt haben, stürzte gestern Vormittag der Maurer Heinrich Kirscher, geboren in Dörnigheim, vom obersten Stockwerk herab und blieb auf der Stelle tot. Der Verunglückte stand im 38. Lebensjahr und hinterließ eine Frau und ein Kind.“

Freitag, 23.September 1892

„Gestern Vormittag stürzte auf dem vierstöckigen Neubau des Maurermeisters Balzer an der Ecke der Luisenstraße und der Schleiermacherstraße dessen Sohn, ein 15 Jahre alter Zimmermannslehrling, vom Gebälke des dritten Stockwerks durchs Fenster in den Vorgarten und fiel auf einen Haufen Russensteine. Die Verletzungen, die sich der junge Mensch am Kopfe usw. zuzog waren derart, dass er sofort das Bewusstsein verlor und nach kurzer Zeit den Geist aufgab. Sein Vater, der eben erst den Bauplatz verlassen hatte, [hatte] vorher alle Arbeiter zur Vorsicht ermahnt.“

Freitag, 30.September 1892

„Auf der Untermainbrücke wird soeben das Steinpflaster aufgebrochen. Um die durch Zement verbundenen einzelnen Steine zu lockern, müssen starke Eisenmeisel in den Zement hineingetrieben werden, wobei ein Arbeiter den Meisel hält während ein anderer mit kräftigem Hammer zuschlägt. Gestern Mittag wurde nun einem Arbeiter aus Sprendlingen, der einen Meisel hielt, von einem anderen mit einem Hammer auf die Hand geschlagen, so dass der Daumen abflog. Der Schwerverletzte wurde in eine Klinik verbracht.“

Sonntag, 23.Oktober 1892

„Einem an einem Neubau an der Niddastraße beschäftigten jungen Arbeiter aus Oberursel spritzte vor einigen Tagen Kalk in die Augen. Trotz sofortiger ärztlicher Hilfe konnte er vor der vollständigen Erblindung nicht gerettet werden.“

Sonntag, 06. November 1892

 „In einem Neubau der Blücherstraße [heute Stuttgarter Straße] fiel gestern Vormittag dem etwa 30 Jahre alten Taglöhner Jakob Fries beim Aufziehen eines Zubers mit Speis ein Teil des Inhaltes in das rechte Auge, welches infolge dessen wahrscheinlich für immer verloren ist. Der Verletzte wurde zunächjst in die Sanitätswache im alten Main-Neckar-Bahnhof und dann in eine Augenklinik verbracht.“

Donnerstag, 17.November 1892

„Dem Maurer Johannes Kohn fiel gestern früh in einem Neubau der Weserstraße eine Diele auf den Kopf. Der am Hinterkopf schwer Verletzte musste ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.“

Donnerstag, 17.November 1892

„Der Maurer Nikolaus Krapp stürzte gestern Vormittag in einem Rohbau in der Scharnhorststraße [heute: Baseler Straße] von der Leiter, zog sich schwere Verletzungen im Gesicht und an den Nieren zu und wurde arbeitsunfähig.“

Mittwoch, 07.Dezember 1892

„Der Maurer Christoph Dröll aus Langen verunglückte gestern Mittag an einem Neubau der Mainzer Landstraße dadurch, dass ihm beim Abladen von eisernen Trägern einer derselben wider das linke Bein fiel und den Unterschenkel zerschmetterte. Nach Anlegen eines Notverbandes seitens der Sanitätswache wurde der Verletzte in seine Heimat beförderet.“

Freitag, 09.Dezember 1892

„An dem Neubau Ecke Karl- und Niddastraße fiel gestern Vormittag dem 20 Jahre alten Maurer Philliph Schrot aus Egelsbach eine mehrere Zentner schwere steinerne Balkonplatte beim Umlegen derselben auf das linke Bein und zerquetschte das Knie. Der Schwerverletzte wurde nach Anlage eines Verbandes seitens der Sanitätswache mittels Droschke nach seiner Heimat befördert.“

Sonntag, 11.Dezember 1892

„Gegenwärtig Wurden unterhalb der Wilhelmsbrücke [ heute Friedensbrücke] im Main Steinsprengungen vorgenommen. Bei einer Solchen wurde am Freitag Nachmittag um 4 Uhr einer der dort beschäftigten Arbeiter von einem Stein am Kopf getroffen und schwer verletzt, so dass er besinnungslos in den Bagger fiel. Er wurde in das städtische Krankenhaus gebracht.“

Diese Meldung wurde später vom Militär, das diese Sprengungen durchgeführt hatte, dementiert.

Dienstag, 07.Januar 1893

„In der Hermannsstraße fiel gestern, Sonntag, ein Dachdecker vom Dach und brach Arme und Beine. Trotz erhaltener Warnung hatte er sich ohne Beobachtung der nötigen Vorsichtsmaßregeln an eine gefährliche Stelle des Daches begeben.“

Der Mann ist am 13.Januar gestorben.

Freitag, 27.Januar 1883

„Einem in den Rohbau an der Niddastraße, Ecke der Karlstraße, die Spenglerarbeiten liefernden Meister wurden in der letzten Zeit vielfach Regenrohre gestohlen. Man passte deshalb auf den Dieb auf und ertappte ihn auch Mitwochs abends auf frischer Tat. Er lief davon und kam bis zur Galluswarte. Dort drehte er sich um und drohte mit einem gezogenen Messer, seinen Verfolger, einen Spenglergesellen, niederzustechen, wenn er ihn anfasse. Der Spenglergeselle ließ den ihm bekannten Dieb, einen 37 Jahre alten Maurer aus Egelsbach, laufen und kehrte um.“

Mittwoch, 15.Februar 1893

„Gestern Vormittag stürzte von dem Dache eines dreistöckigen Rohbaues in der Holzhausenstraße ein 24 Jahre alter Dachdeckergehilfe aus Cronberg auf die Straße. Der Verunglückte erlitt äußerlich nur geringe Hautabschürfungen an der Hüfte, trug aber innere Verletzungen davon, die seine Verbringung in das Bürgerhospital erforderlich machten.“

Donnerstag, 23. Februar 1893

„Zum weiteren Aufbau des Gerüstes am Rohbau des Hauses in der Yorckstraße 13 [heute: Pforzheimer Straße 13] wurde gestern Nachmittag ein 4 Meter langer und 15 Zentimeter dicker Querbalken mittels Seiles in die Höhe gezogen. Unterwegs glitt er infolge seiner und des Seiles Nässe aus der Schlinge, fiel senkrecht zu Boden und traf den 16 Jahre alten Maurerlehrling Konrad Herzberger aus Mörfelden, welcher im Hofraume in gebückter Stellung gerade Mörtel in einen Eimer schöpfte, mit der scharfen Kante ins Genick, so dass die Wirbelsäule zerschmettert wurde. Der Tod trat sofort ein.“

Samstag, 04.März 1893

Gestern Vormitag fiel im Frankensteiner Hof dem dort beschäftigten Maurer Buß, in der Höhenstraße wohnhaft, ein Stein von der Brandmauer auf den Kopf. Buß brach bewusstlos zusammen und wurde zu einem in der Paradiesgasse wohnenden Chirurgen verbracht, welcher die etwa 2 Zentimeter lange Wunde zunähte.“

Dienstag, 07.März 1893

„An der ungefähr 800 Quadratmeter großen Häuser-Abbrechstelle auf der Allerheiligengasse [heute Allerheiligenstraße / Ecke Stoltzestraße] wurde gestern Vormittag der 20 Jahre alte Tagelöhner Friedrich Ehrlich aus Habigsthal im Spessart bei dem Einreißen eines an die Judenmauer anstoßenden Keller-Gewölbes von dem herabstürzenden Reste desselben verschüttet und in gebückter Stellung – der Kopf befand sich zwischen den Füssen – mit gebrochenen Beinen sowie zerschmettertem Genick und Rückgrat als Leiche unter den etwa 80 Zentner schweren Sandsteinmassen herausgearbeitet. Ehrlich  hatte die aus der Höhe von 2 Metern herabfallenden Steine von der Stelle wegzutragen. Der Arbeiter, welcher das Gewölbe zertrümmerte, kam beim Absturz des Gewölbes durch einen Sprung zur Seite glücklich davon.“

Mittwoch, 15.März 1893

„Bei den Reparaturarbeiten am Hause Grüneburgweg Nr. 32 wollte gestern Vormittag der 15 Jahre alte Spenglerlehrling Martin Kleber, dessen Vater Schneidermeister ist und in der Neugasse wohnt, auf der Leiter, welche an dem Hause seitlich eines Weißbindergerüstes schräg angebracht ist, vom dritten Stockwerke aus, wo er nebst zwei Gehilfen arbeitet, hinuntersteigen. Dabei fiel ihm die Mütze vom Kopfe, er wollte danach greifen, verlor das Gleichgewicht, stürzte hinunter und blieb regungslos auf dem Kiesboden liegen. Nach dem Spital gebracht, verstarb er nach einer Stunde. Es wurde ein Schädelbruch konstatiert.“

Samstag, 25.März 1893

„Gestern, am Freitag, früh sollte am Neubau der Peterschule [heute: Friedrich-Stoltze-Schule Seilerstraße] ein Eckstein in die Höhe gezogen werden. Als der Stein eine Höhe von 8 Meter erreicht hatte, platzte das Seil des Flaschenzuges, wodurch der Stein herunterfiel. Der Steinmetz Dahmer aus Vilbel, welcher von dem Zugseil 3-4 Meter mit in die Höhe gezogen wurde, stürzte herab und erlitt außer inneren Verletzungen eine klaffende Kopfwunde, welche seine Aufnahme im Bürgerhospital erforderlich machte.

Donnerstag, 30.März 1893

„Bei den Fundamentarbeiten des Rohbaues in der Schweizerstraße Nr. 54 büßte der 45 Jahre alte, in Niederrad wohnhafte Taglöhner Josef Ziga am Dienstag Abend um 11 Uhr sein Leben ein. Um Kalk zur Mischung von Mörtel für den nächsten Tag zu erhalten, wurden Überstunden gemacht, von mehreren Arbeitern Rohkalk in eine dort befindliche Grube gefahren und gelöscht. Bei dieser Gelegenheit stürzte Ziga von der etwa 3 Meter hohen Holzpritsche mit dem Schiebkarren in die Kalkgrube, wo er infolge der aufsteigenden Dämpfe sofort erstickte. Ein herbeigeeilter Arzt konnte nur den Tod konstatieren. Der Verstorbene hinterlässt eine Frau mit 2 Kindern.“

 

Sonntag, 02. April 1893

In dem Rohbau des Grundstückes Allerheiligenstraße 63, vor welchem die Mauern des Parterrestockes aufgeführt sind, fiel am Donnerstag nachmittags ein Sockelstein aus der Höhe von etwa 4 Metern herab und traf den 43 Jahre alten Maurer Johannes Muth aus Dreieichenhain, ein Vater von 9 Kindern, am Kopf über dem Stirnbein. Die Folge hiervon war ein Schädelbruch, welchem der Verletzte am Freitag morgens im hl. Geisthospital erlegen ist.

 

 

 

 

Durch Pfusch am Bau stürzte am 22. Dez. 1894 der Rohbau des Hauses Dreieich-

straße / Ecke Seehofstraße ein und riss über 20 Arbeiter mit sich, vier starben (Teilweise 

sofort, teilweise nach langen Qualen und querschnittsgelähmt) und 13 mussten, zum Teil 

monatelang, ins Krankenhaus.

 

 

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