Alexander Ruhe: Unterartikel.1854 - Geldtransporte im freistädischen Frankfurt. August 2025

Bei der Eröffnung der Frankfurter Bank im Jahre 1854 standen dutzende von Geldkarren und Geldsackträgern vor dem Bankgebäude um Einzahlungen zu leisten, kaum vorstellbar, wo wir heute Geldtransporte nur in schwergepanzerten Lieferwagen kennen. Bevor die Frankfurter Bank, die auch die Notenbank Frankfurts wurde, in der Folge angefangen hatte Geldscheine auszugeben, bestand Geld in der Regel aus Gold oder Silber, beides recht schwere Metalle. Geld wurde standardmäßig in Säcke, die man sich über die Schulter hängen konnte, zu 1000 oder auch 2000 Gulden (Fl.) eingenäht und versiegelt oder auch in versiegelten Holzfässern, die 10.000 Fl. fassten transportiert. Es gehörte lange zum gewohnten Bild in Frankfurt Ausläufer mit einem Geldsack über Schulter, Bauch und Rücken hin und her durch die Stadt laufen zu sehen. Höhere Beträge wurden von Schubkärchern auf ihren Drückkarren von Ort zu Ort transportiert.

Als im März 1854 ein Herr sich mit seinem Geldsack in eine Droschke setzen wollte, wollte dies zufällig sehender Schubkärcher nicht dulden, die Polizei griff ein und der Herr musste aus der Droschke wieder aussteigen. Im Dezember 1854 versuchte ein anderer Herr 16 Zentner (800 kg) Münzen ebenfalls von einer Droschke transportieren zu lassen, was auch hier die Polizei untersagte. Laut Rartsverordnung vom 14.Juli 1798, lag das Recht in Frankfurt Geld zu transportieren nämlich nur bei den Ausläufern und den Schubkärchern, da hatte sich ein neues Gewerbe, wie das der Droschkenkutscher nicht einzumischen.

Solche Säcke und Fässer wurden, wenn man den Einlieferer schon länger kannte, ungeöffnet angenommen und so auch dem nächsten Kunden weiter gegeben. Lehrlinge und niedere Bankangestellte, die einmal etwas Leerlauf hatten, verbrachten ihre Zeit also nicht mit Rauchen und Kaffeetrinken, sondern mit Geldzählen.

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Ein Artikel aus der Reihe: Frankfurter Zeitungs-Archäologie

 

 

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